Im März 2020 deckte ein Rechercheteam des Bayerischen Rundfunks eklatante Hygienemängel in einem Seniorenheim am Schliersee auf. Nur wenige Monate später wurde das Heim zwangsgeschlossen und mehrere Patienten nach Augsburg in die Ebnerstraße verlegt. Die beiden Heime gehören nämlich zum selben Betreiber, einem italienischen Konzern.
Am 26.03.2021, also wenige Tage nach der Veröffentlichung des BRs, hatte die AfD Stadtratsfraktion eine Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt, ob Erkenntnisse über ähnliche Mängel im Heim in Oberhausen bekannt seien. In der Antwort geht hervor, dass wegen der Corona-Gefahr nur noch „anlassbezogene Begehungen“ erfolgen würden, die „rechtlichen Anforderungen“ und der „menschwürdige Umgang“ wären jedoch erfüllt.
Einer anlassbezogenen Begehung geht eine Beschwerde voraus. Dass die Heimbewohner wirklich nur bei extremen Missständen und dann anonym zu solchen Mitteln greifen, leuchtet ein – zu groß ist die Angst, danach noch schlechter von dem jeweiligen Pfleger behandelt zu werden.
Vergangenen Oktober kam es wieder zur einer unangemeldeten Anlassprüfung. Grund hierfür seien laut einem Sprecher der Pflegekassenverbände „Hinweise über mögliche pflegerische Mängel“ gewesen. Bei der Begehung habe man dann „schwerwiegende Qualitätsdefizite“ festgestellt und der Heimleitung eine Frist zur Abstellung gesetzt. Gesundheitsreferenten Rainer Erben versprach „engmaschige Kontrollen“ [1].
Und seit Februar jagt eine Schlagzeile die nächste. Am 10. Februar strahlte der Privatsender RTL die mit einer versteckten Kamera aufgenommenen Bilder einer eingeschleusten Praktikantin aus, welche menschenunwürdige Behandlungen in der Augsburger Einrichtung zu Tage förderten [2]. Von da an ging es rund in Augsburg. Peter Grab von WSA, Gesundheitsminister Holetschek (CSU) und auch die SPD kritisierten die Informationspolitik oder forderten schnelle Aufklärung. Laut Rainer Erben hätten die Kontrollmechanismen nicht versagt. Er verwies auf das „laufende Ermittlungsverfahren“ und wollte laut AZ keine weitere Auskunft zu aktuellen Ergebnissen der städtischen Heimaufsicht geben [3].
Am Donnerstag 17.2. dann die nächste Meldung: Mehrere Bewohner und auch Mitarbeiter hätten sich mit Corona infiziert, die Pflege können nicht mehr gewährleistet werden [4]. Man begann mit der Verlegung einiger Senioren. Am folgenden Tag veranlasste dann die Heimaufsicht die komplette Räumung [5].
An diesem Beispiel zeigt sich die eklatante Fehlentwicklung in der Pflege. Gewinnmaximierungen werden durch unterbezahlte Fachkräfte und gesenkten Qualitätsstandards auf dem Rücken der Heimbewohner ausgetragen. Trotz der Erfahrungen aus dem Vorfall in Schliersee und der zahlreichen Beschwerden auch hier in Augsburg, hat die dem Gesundheitsreferenten unterstellte Heimaufsicht zu lange und zu oft die Augen verschlossen.
Hätte man bereits vor einem Jahr, als die AfD die Anfrage stellte [6], von Anfang an beherzt und konsequent durchgegriffen, wäre den dortigen Bewohnern einiges an Leid erspart geblieben.
[1]Baumann, Kandzora, Marks: Werden im Augsburger Seniorenheim Ebnerstraße Bewohner vernachlässigt? in: Augsburger Allg. vom 11.02.2022, https://www.augsburger-allgemeine.de/…/augsburg-im…
 
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[2]
Marks: Erschreckende Szenen: TV-Team drehte verdeckt im Skandalheim Ebnerstraße, in: Augsburger Allg. vom 14.02.2022, https://www.augsburger-allgemeine.de/…/augsburg-team…
 
(zuletzt aufgerufen am 19.02.22, 14:10 Uhr)
[3]
Baumann: Stadtrat verlangt Aufklärung zu Pflegeskandal um Seniorenheim in Augsburg, in Augsburger Allg. vom 17.02.2022, https://www.augsburger-allgemeine.de/…/augsburg-ein…
 
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[4]
Baumann, Marks: Schließung des „Skandalheims“ in der Augsburger Ebnerstraße rückt näher, in Augsburger Allg. vom 18.02.2022, https://www.augsburger-allgemeine.de/…/augsburg…
 
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[5]
Baumann, Krog: Stadt Augsburg lässt das Seniorenheim Ebnerstraße komplett räumen, in Augsburger Allg. vom 18.02.2022, https://www.augsburger-allgemeine.de/…/augsburg-stadt…
 
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[6]
Krog: Schließung des Augsburger Skandalheims Ebnerstraße ist wohl der nächste Schritt, in Augsburger Allg. vom 19.02.2022, https://www.augsburger-allgemeine.de/…/debatte…
 
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