Vergangene Woche stimmte der Augsburger Stadtrat für eine Umbenennung der Langemarckstraße im Stadtteil Kriegshaber. Der ganze Stadtrat? Nein, die vier Stadträte der AfD stellten sich gegen das von „linken, staatssubventionierten Aktivisten aufgebauschte Problem“, wie Andreas Jurca, Fraktionsvorsitzender, es in seinem Redebeitrag nannte.
Langemarck ist ein Schlachtort des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914. Dort kämpften Soldaten des Deutschen Kaiserreichs gegen Franzosen und Engländer. Und so kam es, dass das Ereignis nach dem Fall von mehr als 2000 jungen Soldaten als „Opfergang der deutschen Jugend“ bezeichnet wurde. Ab 1920 wurden zur Erinnerung an das sinnlose Sterben und Blutzoll die „Langemarck-Spende der Deutschen Studentenschaft“ gegründet, zahlreiche Denkmäler erbaut und der dortige deutsche Soldatenfriedhof überarbeitet.
Knapp 20 Jahre nach den Kampfereignissen wurde das Thema Langemarck von den Nazis wieder aufgegriffen und für ihre Kriegspropaganda missbraucht. Im Laufe der Zeit benannte man in über 25 deutschen Städten Straßen, Wege und Plätze nach dem geschichtsträchtigen Ort.
Um sich von der „Deutschen Schuld“ rein zu waschen, fühlen sich linke Aktivisten seit jeher und seit neuestem auch Politiker der ehemals konservativen CDU/CSU bestrebt, bestimmte Namen und Bezeichnungen aus der deutschen Geschichte auszuradieren. Vermeintlich stehen diese oft im Bezug zum Kolonialismus oder der NS-Zeit, und sei er im Falle der Langemarckstraße auch noch so weit hergeholt.
Als „cancel culture“ wird dieses Vorgehen meist selbsternannter “antifaschistischer“ Bewegungen bezeichnet, ungewollte Geschichte umzudeuten oder aus dem öffentlichen Diskurs zu löschen (engl. to cancel). Zum Opfer dieses Löschens fiel 2020 nach langen Protesten der „Amnesty Jugendgruppe Augsburg“ auch das Drei-Mohren-Hotel in der Maximilianstraße. Wir dürfen gespannt sein, was als nächstes kommt.
„Wie der Bäcker das verkaufte Brot zum Leben braucht, braucht der Antifaschist den Faschismus, um seine Existenz zu berechtigen. Und wenn man nichts Problematisches mehr findet, schafft man es sich“, so Jurca am vergangenen Donnerstag im Stadtrat.